Rollatortraining – Rollator fahren will gelernt sein!
Viele Aktivitäten im Leben funktionieren nicht von einer Sekunde auf die andere. Und um ein nötiges Hilfsmittel optimal zu benutzen und beherrschen zu können, ist oft eine umfassende Kenntnis aller Funktionen einerseits und viel Übung auf der anderen Seite nötig.
Bei einem Rollator, der Menschen wieder zu mehr Mobilität verhelfen soll, ist das nicht anders. Deshalb ist es sinnvoll und hilfreich, der Nutzung eines Rollators – sei es in der Wohnung oder draußen – eine gute Einführung und ein gewissenhaftes Rollatortraining bzw. eine -schulung vorangehen zu lassen.
Ganz wichtig ist in erster Linie, dass der Rollator, das bedeutet die Höhe der Griffe, individuell eingestellt wird. Wenn Sie Ihren Rollator im Sanitätshaus kaufen, ist dieser Service und meist auch eine kurze Einführung selbstverständlich. Tätigen Sie den Kauf im Internet, bekommen Sie zum Rollator normalerweise eine Bedienungsanleitung dazu, die Ihnen ebenfalls das Nötigste erklärt. Wenn Sie sich unsicher sind, zögern Sie nicht, Ihren Arzt, der Ihnen den Rollator verschrieben hat, um Rat zu fragen. Er hilft Ihnen sicher gerne weiter.
Einige wichtige Praxistipps für den Umgang mit Ihrem Rollator
- Die Griffe sollten so eingestellt sein, dass die Arme leicht angewinkelt sind. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie die Schultern hochziehen müssen, sollten Sie die Griffeinstellung ändern.
- Schieben Sie den Rollator nicht wie einen Schubkarren oder Einkaufswagen vor sich her. Ihre Position sollte aufrecht und immer nah an dem Rollator sein. So verhindern Sie, dass Sie wegrutschen oder sogar stürzen.
- Wenn Sie mit Ihrem Rollator in der Dämmerung oder Dunkelheit unterwegs sind, sollten Sie gut gesehen werden. Dabei helfen Reflektoren am Rollator. Aber auch helle Kleidung, zumindest ein heller Schal und andere helle Accessoires oder an der Kleidung angebrachte Reflexbänder tun viel dafür, dass man Sie als Verkehrsteilnehmer gut wahrnehmen kann.
- Der Bremse kommt beim Rollator eine wichtigere Rolle zu als man vielleicht annehmen möchte: Wenn Sie z.B. eine Bordsteinkante überwinden müssen, sollten Sie zunächst bremsen, dann den Rollator leicht anheben, erst dann die Bremse wieder lösen und den Rollator über die Bordsteinkante schieben.
- Denken Sie bei Ihrem Einkauf daran, dass Sie den Korb am Rollator nicht zu schwer beladen. Höchstgewicht beträgt in der Regel 5kg.
- Nicht zuletzt kann man nicht oft genug darauf hinweisen, dass die Handtasche mit allen wichtigen Dingen wie Schlüssel und Geldbörse nicht an den Rollator gehängt werden sollte und auch nicht in den Korb gehört. Am sichersten ist eine Schultertasche, die man bequem quer über den Körper tragen kann.
Theorie ist gut, Praxis ist besser. Rollatortraining ist zu empfehlen.
Wie so oft im Alltag ist ausreichend Praxis nötig, um das in der Theorie Bekannte auch richtig anzuwenden. In immer mehr Städten und Gemeinden wird deshalb ein umfangreiches Rollatortraining angeboten.
Meist beginnt das ganzheitliche Programm mit einer Rollatoren-Überprüfung und einer eventuellen Nachjustierung des Rollators. So wird gewährleistet, dass im Hinblick auf Sicherheit und individueller Einstellung alles perfekt ist. Nach einer theoretischen Einführung folgt der Praxisteil. Hier wird eine leichtere Handhabung vermittelt und den Teilnehmern werden Tricks und Kniffe gezeigt, die den Umgang mit dem Rollator einfacher machen. Das kann zunächst auf einem eigens dafür geschaffenen Parcours stattfinden, wo viele Alltagssituationen einfach simuliert werden können.
Beim Rollatortraining werden die Teilnehmer auch fit für das Benutzen von Bus und Bahn gemacht. Hier wird das richtige Ein- und Aussteigen geübt und wichtige Hinweise zum Verhalten während der Fahrt gegeben.
Seit 2012 gibt es den Deutschen Rollatortag, bei dem über einen längeren Zeitraum hinweg in vielen deutschen Städten die Nutzung von Rollatoren thematisiert und geübt wird.
Wer nicht darauf warten will, wann der Rollator-Tag in die eigene Stadt oder Region kommt, kann sich nach anderen Veranstaltern von Rollatortraining erkundigen.
Die Termine für Gruppentrainings-Kurse erfahren Sie bei Begegnungsstätten, Seniorentreffs, Seniorenclubs, in Sanitätshäusern, bei der örtlichen Polizei usw. Ganz nebenbei gesagt sind diese Veranstaltungen nicht nur hilfreich, sondern oft auch sehr gesellig! Ein Grund mehr, daran teilzunehmen!
Was gehört zum Rollator-Training? Ein schneller Überblick
- Zunächst geht es um den Rollator selbst: Einstellung, Sicherheit und Wartung des Rollators, z. B. Griffhöhe und Bremsen
- Dann folgt eine umfassende theoretische Einführung ins Thema Rollator, Rollatorsicherheit etc.
Praktische Übungen schaffen bei den Teilnehmern Zutrauen zu ihrer neuen Gehhilfe und die nötige Sicherheit im Umgang damit.
- Gehen auf glattem Untergrund: vorwärts, rückwärts, bergauf, bergab und auf der Stelle drehen
- Gehen auf unebenem Untergrund, wie z.B. Kopfsteinpflaster, Gras etc.
- Hinsetzen auf Stuhl, Sessel oder Bank und aufstehen
- Hinsetzen auf die Rollator Sitzfläche und aufstehen
- Überwinden von Hindernissen, z. B. Bordsteinkanten
- Simulationen: Mit dem Rollator in Bus und Bahn
Der Therapeut kann mit einer einzelnen Person oder in der Gruppe trainieren. Falls kein geeignetes Außengelände zur Verfügung steht, werden zum Beispiel dünne Gymnastikmatten verwendet. Damit kann weicher Untergrund simuliert werden. Eine Bordsteinkante kann mit einer rutschfesten Holzplatte nachgeahmt werden.
Einige Therapeuten bieten auch Hausbesuche an. Hier können individuelle Probleme erkannt und gelöst werden.