Rollator mit Fliehkraftbremse
Man kann mit Fug und Recht behaupten: Mit das wichtigste Teil an einem Rollator ist eine funktionierende Bremse. Die Bremse auf die Hinterräder ist Standard bei Rollatoren und eine Selbstverständlichkeit. Ist die Bremse des Rollators nicht voll funktionstüchtig, kann dies unerwünschte Folgen haben: Der Rollator kann, wird er beispielsweise auf einer abschüssigen Stelle abgestellt, einfach davonrollen. Einfach davonrollen kann er auch, wenn er in Betrieb ist, also geschoben wird, dann kann es passieren, dass er einfach nicht mehr zu bremsen ist, zu schnell wird und der Nutzer oder die Nutzerin strauchelt. Im schlimmsten Fall kann man sich nicht mehr halten und es kommt unweigerlich zum Sturz.
Die Sorge, der Rollator könne „abhauen“ und eine latente Unsicherheit bzw. Angst vor einen Straucheln oder Stürzen bringt viele RollatorfahrerInnen dazu, fast ohne Unterlass mit leicht angezogener Handbremse zu fahren. Das ist materialverschleißend und man kann sich auch gut vorstellen, wie anstrengend dies auf Dauer für den Nutzer ist, Verkrampfungen vor allen Dingen in den Händen, aber auch Armen und Schultern können die schmerzhafte Folge sein.
Innovatives, aktives Bremssystem – für ein Plus an Sicherheit
Auch Rollatoren werden ständig weiterentwickelt. Die Handbremse, die auf die Hinterräder wirkt, ist, wie schon gesagt, bei Rollatoren Standard. Eine gute und sichere Sache, kann man sagen, wenn die Bremse tatsächlich auch einwandfrei funktioniert. Nichtsdestotrotz: Ein noch höheres Maß an Sicherheit garantiert ein innovatives, aktives Bremssystem, das auf der Wirkung der Fliehkraft basiert und sich direkt an den Hinterrädern befindet. Gebremst wird bei einer Erhöhung der Gehgeschwindigkeit automatisch. Sofern man nur langsam geht oder der Weg ansteigt, ist der Bremswiderstand nicht zu spüren. Rotieren die Räder schneller als dies normalerweise der Fall sein dürfte, werden Bremsklötze gegen das Rad gedrückt. Dabei gilt: Je schneller die Rotationsbewegung, desto intensiver wird der Druck. Sinkt die Geschwindigkeit, ziehen sich die Bremsklötze durch Zugfedern wieder in ihre Ausgangsposition zurück.
Der gesamte Vorgang geschieht unsichtbar im Inneren des Fliehkraftbremsgehäuses. Ist die Laufgeschwindigkeit der Räder normal, erfolgt kein Eingriff des Bremssystems, es muss also nicht mehr Kraft aufgewendet werden als bei Rollatoren mit herkömmlicher Bremse. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Bremssystem aktiviert die Fliehkraft-Einheit die Bremse ausschließlich bei einer plötzlichen Beschleunigung, so dass der Rollator-Benutzer beim normalen Gehen keinen Widerstand spürt.
Wer bietet einen Rollator mit Fliehkraftbremssystem an?
Momentan ist uns nur ein Anbieter bekannt, der einen Rollator mit Fliehkraftbremse im Sortiment im Programm hat, das ist Handicare, von dem auch die Innovation stammt. Der Handicare nennt das System passenderweise „SpeedControl“ (Geschwindigkeitskontrolle). Handicare bietet das System auch separat an, sodass es nachträglich in den Gemino 30 (Testsieger bei „Ökotest“ Heft 8/11 und gute Platzierung bei Stiftung Warentest, Heft 2/2014) eingebaut werden kann.
Man muss jedoch berücksichtigen: dieses Fliehkraftbremssystem – die sog. CONPAL-Einheit (gemeint ist damit der Geschwindigkeitsregler) ist eine Bremse, die eine Beschleunigung verringern, die Reifen jedoch nicht vollständig zum Stillstand bringen kann. Es besteht daher trotzdem das Risiko eines Sturzes, z.B. dann, wenn der Benutzer den Rollator vollständig loslässt. Vorsicht ist somit also dennoch geboten.
Hat das Fliehkraft Bremssystems auch Schwächen?
Diese Frage lässt sich leider mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten:
Das Gewicht: Die Fliehkraft Bremseinheit wiegt ca. 1,2 kg und erhöht somit das Gesamtgewicht der Rollators doch erheblich. Besonders wenn man sich vor Augen führt, dass es das Bestreben der Hersteller ist, die Rollatoren immer leichter und leichter zu machen, mag eine Gewichtszulage als Anachronismus erscheinen. Der Hersteller gibt zudem an, dass das maximale Benutzergewicht inkl. Kleidung und Taschen 100 kg nicht überschreiten darf.
Grenzen gibt es auch bei der Laufgeschwindigkeit. Für Nutzer, die gerne zügig bis schnell laufen, ist eine Fliehkraftbremse nicht geeignet, da die Bremswirkung einsetzt, sobald der Rollator ein bestimmtes Geschwindigkeitslimit überschreitet.
Der Preis: die Fliehkrafteinheit ist zwar seperat zu erwerben (Preis ca. 700 Euro) was aber nur für diejenigen interessant ist, die einen bereits vorhandenen Gemino 30 aufrüsten wollen. Der komplette Gemino 30 Speedcontrol hat den stolzen Listenpreis von 899,– Euro. Für die Mehrzahl der Nutzer sicherlich weit jenseits der Schmerzgrenze.
Für welche Nutzer ist der Rollator mit Fliehkraftbremse geeignet und zu empfehlen?
Der Gemino 30 SpeedControl ist der derzeit einzige Rollator mit
Fliehkraftbremse auf dem Markt, der uns bekannt ist. Wer also einen Leichtgewicht Rollator sucht, der beim Gehen maximale Sicherheit gewährleistet, der kommt am Gemino 30 SpeedControl nicht vorbei.
Er eignet sich unserer Meinung nach nur für solche Nutzer, die sich generell sehr unsicher fühlen, und beständig Angst haben, dass ihnen der Rollator
davonfährt. Und er unterstützt darüber hinaus Nutzer mit unsicherem Gang und hilft beim aufrechten Gehen.
Analog zum den drei „normalen“ Gemino 30 Modellen gibt es den Gemino 30 SpeedControl in 3 Ausführungen
Gemino 30 SpeedControl Körpergröße 150 – 200 cm
Gemino 30 M SpeedControl Körpergröße 135 – 170 cm
Gemino 30 S SpeedControl Körpergröße 125 – 160 cm
Sunrise Medical Gemino 30 M SpeedControl Leichtgewichtrollator
Preis: 799,00 € (799,00 € / stück)
Das Magazin HANDICAP (Heft 1/2014) hat den Gemino 30 SpeedControl getestet und in allen Belangen für gut befunden!